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Was bedeutet Resilienz für Unternehmen und Organisationen?

2. Dezember 2021 | Elmar Ebener

Unsere Gesellschaft ist in einem hohen Grad davon abhängig, dass unterschiedliche Prozesse einwandfrei funktionieren. Dazu werden komplizierte Systeme mit verschiedenen Technologien gebaut und eingesetzt. Vielfach geht es darum, durch Automatisierung die Abläufe effizienter zu gestalten und die Fehlerquote zu reduzieren. Darum werden diese Systeme eng verknüpft. Weil alles was unser Leben komfortabler macht, meist bereitwillig angenommen wird, schreitet diese Entwicklung in einem enormen Tempo voran.  

Natürlich bringt die zunehmende Vernetzung auch Risiken mit sich: Eine lokale Störung wirkt sich plötzlich auf Regionen, Länder und ganze Kontinente aus. Dieser Domino-Effekt kann beispielsweise bei sog. "Blackouts" in der Elektrizitätsversorgung beobachtet werden.  

Unsere Gesellschaft ist verletzlicher geworden. Wenn dieses feine Räderwerk plötzlich ins Stocken gerät, wird es anspruchsvoll – für die Bevölkerung, für Unternehmen und im besonderen Masse für staatliche Organisationen auf allen Ebenen. Das hat uns die Corona-Krise eindrücklich aufgezeigt. 

Wenn es darum geht, diesem Sachverhalt zu begegnen und Methoden zu entwickeln, fällt vielfach der Begriff "Resilienz". Gemeint ist die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen, Organisationen und der Gesellschaft gegenüber Stressfaktoren, die plötzlich auftretende Veränderungen auslösen können. 

Zur Resilienz gibt es mehrere Definitionen und Konzepte. In Anlehnung an das Framework der Universität Bern[1] folgt ein Versuch, Ihnen das Thema Resilienz für Ihre Unternehmen oder  Organisationen näher zu bringen. 

1. Puffer-Kapazität

Bei den personellen Kapazitäten ist eine gewisse Redundanz gefragt. So darf bspw. bei einem plötzlichen Ausfall eines Mitarbeitenden der ordentliche Geschäftsverlauf nicht stillstehen. Bei den sog. "Schlüsselpersonen" muss genauer hingesehen werden, wie die Stellvertretung geregelt ist. 

Es ist einleuchtend, dass die finanziellen Kapazitäten - insbesondere die Liquidität einer Unternehmung - von entscheidender Wichtigkeit sind. Ein wegbrechender Auftrag soll die Firma nicht in Bedrängnis bringen. Ausserdem muss Geld für die Weiterentwicklung der Organisation vorhanden sein. 

Im Bereich der Sozialkapazität hilft zum Beispiel ein gemeinsames Wertesystem, sich auf neue Herausforderungen einzustellen. Ausserdem kann durch echten Einbezug der Mitarbeitenden schneller reagiert werden. 

Die physischen Kapazitäten (Infrastruktur, Produktionsanlagen, etc.) sind auf den Alltag ausgerichtet. Mit Blick auf die Risiken ist es möglicherweise angebracht, besondere Vorkehrungen zu treffen, damit der Betrieb auch in einer besonderen Lage weitergeführt werden kann. 

2. Selbstorganisation

Das Wissen über mögliche Gefahren und Risiken ist entscheidend, damit sich die Organisation auf Ereignisse vorbereiten kann. In der Regel wird dazu ein Risiko-Management etabliert, bei dem es darum geht, mit gezielten Massnahmen die Eintretenswahrscheinlichkeit von Risiken zu senken oder dann die Auswirkungen zu reduzieren. 

Eine Organisation muss in jeder Situation Probleme erkennen und lösen können. Je schneller diese Problemlösungsstrategien gefestigt sind, desto besser kann reagiert werden. 

Die Kommunikation nach innen und aussen ist nicht nur bei einem besonderen Ereignis wichtig. Hier lohnt es sich, über das Thema nachzudenken und in einem Kommunikationskonzept festzuhalten.  

Ist man in Kooperationen und Netzwerken eingebettet, können im Bedarfsfall zusätzliche Ressourcen aktiviert werden. Ihre Partner/innen werden Sie nicht im Regen stehen lassen. 

3. Lernfähigkeit

Jede Organisation ist auf Wissen angewiesen. Vorhandenes Wissen muss in der Organisation verankert und konserviert werden. Dies geschieht vielfach in Form von Prozessen mit entsprechenden Prozessanweisungen, Arbeitsanweisungen und Checklisten. Ergänzend dazu kann der Einsatz einer Wissensdatenbank oder einer Wiki-Plattform in Betracht gezogen werden. 

In Ausbildungs- und Schulungskonzepten wird festgehalten, wie neues Wissen erarbeitet und geteilt werden soll. Wichtig sind auch Prozesse, wie das Wissen von austretenden Mitarbeitenden an andere im Prozess involvierte Mitarbeitende übergeben wird. Oder eine Methodik, wie der Wissenstransfer von der älteren zur jüngeren Generation sichergestellt  wird. 

Mittels Umfragen bei Kunden und Mitarbeitenden wird der Puls an der Front spürbar. Neue Ideen werden zur Diskussion gestellt. Aufgrund von Audits und Revisionen können Schwächen und Lücken der eigenen Organisation aufgedeckt und gezielt angegangen werden.  

Mit einer echten Fehlerkultur gelingt es, zeitgerecht  aus gemachten Fehlern zu lernen. Feedback-Mechanismen regen zur Selbstreflexion an. Beim Abschluss von Projekten wird ein "Lessons Learned" durchgeführt, damit die gemachten Fehler nicht wiederholt werden und die Prozesse angepasst werden können. 

Und schliesslich dient der Austausch mit anderen Personen und Organisationen dazu, aus Erfahrungen und Fehlern von anderen zu lernen und die Erkenntnisse in die eigenen Prozesse einzubauen.  

Fazit

Es fällt auf, dass ein ganzer Strauss von Einflussgrössen die Widerstandsfähigkeit einer Organisation beeinflusst. Es genügt also nicht, das Augenmerk alleine auf die Infrastruktur oder technische Installationen zu richten, wie dies häufig zu beobachten ist. Organisatorische Massnahmen, die Kultur und der Umgang mit Wissen sind ebenso entscheidend. Je grösser die Anzahl der beobachteten Faktoren ist,  desto grösser wird die Widerstandsfähigkeit Ihrer Organisation. Eine höhere Diversität trägt somit zur Verbesserung der Resilienz bei. 

Bei vielen Fragestellungen, die in diesem Artikel aufgeworfen werden, können wir Sie aktiv bei der Erarbeitung von passenden Lösungen unterstützen.  

Sehr gerne stehen wir Ihnen für ein unverbindliches Gespräch zur Verfügung – nehmen Sie doch mit uns Kontakt auf. 

 

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Ihr mabuco Team


[1] University of Bern, Centre for Development and Environment, Institute of Geography | Chinwe Ifejika Speranza , Urs Wiesmann, Stephan Rist | Elsevier Article: An indicator framework for assessing livelihood resilience in the context of social–ecological dynamics | 16 June 2014